21.03.10

Bruder Tod

Ein vermessenes Gespräch (3)

Herr, verzeih das vermessene Wort !
Wenn du wirklich der Herr des Todes,
was schriest du auf im Garten bei Nacht ?
"Da fing er an, zu zittern und zu zagen und sprach zu ihnen:
Meine Seele ist zu Tode betrübt. Bleibet hier und wachet !"
Und er ging ein wenig vor und fiel auf die Erde und betete,
dass wenn es möglich ist, vorübergehe an ihm diese Stunde.
Und er sagte:
"Abba, Vater, alles ist dir möglich.
Nimm weg diesen Kelch von mir.
Aber nicht, was ich will, sondern was du!"

Herr, was jammerst du am Kreuze
wie der zertretene Mensch Job auf dem Dunghaufen der Leiden?
Oh Herr - verzeih' das vermessene Wort -
warum starbst du am Kreuze zertreten,
besiegt und zermalmt von der niedersausenden Faust des Todes.
Und zur neunten Stunde rief Jesus mit lauter Stimme:

Eloi, Eloi lama sabachthani? Das ist übersetzt:
Mein GOTT, mein GOTT, warum hast du mich denn verlassen?
Und einige der Umstehenden hörten es und sagten:
Sieh', den Elias ruft er !"
Und es lief einer und füllte einen Schwamm mit Essig,
steckte ihn an ein Rohr und gab ihm zu trinken und sagte:
Laßt es, wir wollen sehen, ob Elias kommt, ihn herabzunehmen!

Jesus aber schrie mit lauter Stimme und gab seinen Geist auf.

Herr, du bist besiegt wie jeder andere der Menschen,
nur dass dein Kelch noch bitterer war.
Du wurdest stumm, wie der Tod nur stumm ist.

So wird mein Sterben auch sein, obwohl du gekommen bist.
Die Angst wird den Schweiß aus der Stirne pressen,
die Sinne werden entschwinden und als Letztes
drückt vielleicht eine gütige Hand mir das Auge zu.
Und läutet das Zügenglöcklein,, so sagen die Leute im Dorf:
"Es ist wer gestorben!"
In der Stadt aber merkt man es kaum.
So hat sich denn nichts geändert durch deinen furchtbaren Tod?

Doch ja! Die Lebenden wollten's nicht merken,
die Toten aber wußten, was hier geschah.
"Da riß der Vorhang des Tempels von oben bis unten entzwei.
Die Erde erbebte, die Felsen zersprangen, die Gräber
öffneten sich und die Leiber der Heiligen standen auf."

Am dritten Tag erstandst du selber vom Tode,
bist den Kephas erschienen, dann den zwölfen,
hierauf den fünfhundert Brüdern auf einmal,
sodann dem Jakobus und den sämtlichen Aposteln
und erlaubtest dem Thomas,
dass er seine Hände in die Male der Nägel lege.
Du kamst bei verschlossenen Türen
und aßest mit ihnen das Brot, damit sie es merkten,
dass du lebest und der Tod keine Macht mehr habe über dich.

Noch immer wollten die zwölf Jünger es nicht begreifen,
die hinab nach Emaus gingen,
dass du den Kelch des Todes bis zur Neige hast trinken müssen.
Doch du geselltest dich ihnen bei und sie erkannten dich nicht.
Du klärtest sie auf:
Mußte nicht Christus leiden und so in seine Herrlichkeit eingehn!"
Doch als du das Brot ihnen reichtest,
da wurden ihre Augen aufgetan und sie erkannten dich.

Oh dieses göttliche Muß!
Ein Mensch wird es nimmer begreifen,
weil seine Maße zu klein, um göttliches auszumessen.
Die L i e b e erahnt es vielleicht.
Denn die Liebe trieb dich ja an,
ein Mensch zu werden so wie wir.
Und weil du nun Mensch warst,
gingst du den Weg des Menschen zu Ende,
so daß du vor keinem etwas voraus hast,
außer die unendliche Liebe, bis zum Tode uns gleich zu sein.

Herr, so hat sich durch deinen Tod
nach außen hin gar nicht geändert.
Die Menschen werden wie bisher hinab ins Totenreich steigen.
In der Grube ist ihre letzte Wohnstatt.
Doch im Innern ist alles gewandelt.
Das neue Leben, das nimmermehr stirbt,
hat in den Hoffenden schon begonnen, wie dein Apostel es kündet:

Ein Geheimnis verkünde ich euch !
Es wird die Posaune erschallen,
dann werden die Toten erstehen in Unverweslichkeit
und wir werden verwandelt werden.
Dies Verwesliche muß Unverweslichkeit anzieh'n
dies Sterbliche sich kleiden in Unsterblichkeit.

Gesät wird in Verweslichkeit,
auferweckt in Unverweslichkeit!
Gesät wird in Unansehnlichkeit,
auferweckt in Herrlichkeit!
Gesät wird in Schwachheit,
auferweckt in Kraft!
Gesät wird ein erdhafter Leib,
auferweckt ein geistiger Leib!

Wenn aber dies Verwesliche mit Unverweslichkeit,
dies Sterbliche mit Unsterblichkeit bekleidet ist,
dann findet das Wort der Schrift seine Erfüllung:

Der Tod ist verschlungen im Sieg !

T o d, wo ist dein Sieg ?
T o d, wo ist dein Stachel ?
D a n k sei G O T T,
der uns durch C h r i s t u s
den S i e g verlieh !

Herr, wenn deine Christen doch wüßten,
welch Umgestaltendes sich in ihnen ereignet,
wie würden sie stolzer und stärker stehen in dieser verwesenden,
todesverfallenen Welt.
Noch schlummert die Glut unter der Asche.
Doch einmal wird es sein - es ist in der Stunde des Sterbens -
da bricht es durch, da flammt es auf.
Das Alte vergeht in Asche.
Man legt es friedlich ins Grab.

Doch selbst aus den Gräbern der Christen dringt Licht.
Denn auch der Leib wird erstehen,
wenn Christus das All vollendet,
wie es dein Jünger Johannes geschaut:

"Dann sah ich einen neuen Himmel und eine neue Erde.
Der erste Himmel und die erste Erde sind dahin
und auch das Meer ist nicht mehr.
Darauf sah ich die Heilige Stadt, das neue Jerusalem
aus dem Himmel von GOTT herniedersteigen.
Schön wie eine Braut war sie,
die sich für den Bräutigam geschmückt hat.
Vom Throne her hörte ich eine laute Stimme sagen:
Siehe das Zelt GOTTes unter den Menschen !
Er wird bei ihnen wohnen.
Sie werden sein Volk sein und er, GOTT, wird bei ihnen sein!

Er wird jede Träne von ihren Augen wegwischen.
Kein Tod, keine Trauer, kein Schmerz,
keine Klage wird nimmermehr sein.
Denn was einst war, ist v e r g a n g e n."
Und der auf dem Throne saß, sprach:

"Siehe, ich mache alles neu !"

Quelle: Bruder Tod, ein vermessenes Gespräch, von DDr.Claus Schedl.

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