22.03.10

Bruder TOD

Tod, dein Antlitz, sahen wir oft.
Mit dem Schatten der stählernen Vögel
huschte auch dein unheimlicher Schatten
über die Dächer der großen Stadt.

Doch war in den Schwirren der Todesvögel
nicht schon das Rauschen der Engelsschwingen zu hören,
die Christus, den König, begleiten,
wenn er kommt, sein Reich aufzurichten.
War nicht auf den Schlachtfäldern aller Völker der Herr,
um die Sterbenden aufzunehmen!

Tod, nicht du entscheidest mein Los.
Noch ehe du kommst,
ist schon alles entschieden.
Dem Glaubenden bist du ein Bruder und Freund.

Bruder Tod!
So will ich dich nimmer verfluchen und hassen.
Ich will vielmehr, wenn du kommst,
deine Hand ergreifen und küssen.
Sie küssend, küss' ich die Hand des Herrn.
Denn sie küssend, fallen die Schleier
und vor mir steht Christkönig, der Herr!

Bruder Tod!
Einen Hymnus will ich dir singen!
Ich will dich loben und preisen, dein wartend!
M a r a n a t h a !
Komm, H e r r J e s u s!

21.03.10

Bruder Tod

Ein vermessenes Gespräch (3)

Herr, verzeih das vermessene Wort !
Wenn du wirklich der Herr des Todes,
was schriest du auf im Garten bei Nacht ?
"Da fing er an, zu zittern und zu zagen und sprach zu ihnen:
Meine Seele ist zu Tode betrübt. Bleibet hier und wachet !"
Und er ging ein wenig vor und fiel auf die Erde und betete,
dass wenn es möglich ist, vorübergehe an ihm diese Stunde.
Und er sagte:
"Abba, Vater, alles ist dir möglich.
Nimm weg diesen Kelch von mir.
Aber nicht, was ich will, sondern was du!"

Herr, was jammerst du am Kreuze
wie der zertretene Mensch Job auf dem Dunghaufen der Leiden?
Oh Herr - verzeih' das vermessene Wort -
warum starbst du am Kreuze zertreten,
besiegt und zermalmt von der niedersausenden Faust des Todes.
Und zur neunten Stunde rief Jesus mit lauter Stimme:

Eloi, Eloi lama sabachthani? Das ist übersetzt:
Mein GOTT, mein GOTT, warum hast du mich denn verlassen?
Und einige der Umstehenden hörten es und sagten:
Sieh', den Elias ruft er !"
Und es lief einer und füllte einen Schwamm mit Essig,
steckte ihn an ein Rohr und gab ihm zu trinken und sagte:
Laßt es, wir wollen sehen, ob Elias kommt, ihn herabzunehmen!

Jesus aber schrie mit lauter Stimme und gab seinen Geist auf.

Herr, du bist besiegt wie jeder andere der Menschen,
nur dass dein Kelch noch bitterer war.
Du wurdest stumm, wie der Tod nur stumm ist.

So wird mein Sterben auch sein, obwohl du gekommen bist.
Die Angst wird den Schweiß aus der Stirne pressen,
die Sinne werden entschwinden und als Letztes
drückt vielleicht eine gütige Hand mir das Auge zu.
Und läutet das Zügenglöcklein,, so sagen die Leute im Dorf:
"Es ist wer gestorben!"
In der Stadt aber merkt man es kaum.
So hat sich denn nichts geändert durch deinen furchtbaren Tod?

Doch ja! Die Lebenden wollten's nicht merken,
die Toten aber wußten, was hier geschah.
"Da riß der Vorhang des Tempels von oben bis unten entzwei.
Die Erde erbebte, die Felsen zersprangen, die Gräber
öffneten sich und die Leiber der Heiligen standen auf."

Am dritten Tag erstandst du selber vom Tode,
bist den Kephas erschienen, dann den zwölfen,
hierauf den fünfhundert Brüdern auf einmal,
sodann dem Jakobus und den sämtlichen Aposteln
und erlaubtest dem Thomas,
dass er seine Hände in die Male der Nägel lege.
Du kamst bei verschlossenen Türen
und aßest mit ihnen das Brot, damit sie es merkten,
dass du lebest und der Tod keine Macht mehr habe über dich.

Noch immer wollten die zwölf Jünger es nicht begreifen,
die hinab nach Emaus gingen,
dass du den Kelch des Todes bis zur Neige hast trinken müssen.
Doch du geselltest dich ihnen bei und sie erkannten dich nicht.
Du klärtest sie auf:
Mußte nicht Christus leiden und so in seine Herrlichkeit eingehn!"
Doch als du das Brot ihnen reichtest,
da wurden ihre Augen aufgetan und sie erkannten dich.

Oh dieses göttliche Muß!
Ein Mensch wird es nimmer begreifen,
weil seine Maße zu klein, um göttliches auszumessen.
Die L i e b e erahnt es vielleicht.
Denn die Liebe trieb dich ja an,
ein Mensch zu werden so wie wir.
Und weil du nun Mensch warst,
gingst du den Weg des Menschen zu Ende,
so daß du vor keinem etwas voraus hast,
außer die unendliche Liebe, bis zum Tode uns gleich zu sein.

Herr, so hat sich durch deinen Tod
nach außen hin gar nicht geändert.
Die Menschen werden wie bisher hinab ins Totenreich steigen.
In der Grube ist ihre letzte Wohnstatt.
Doch im Innern ist alles gewandelt.
Das neue Leben, das nimmermehr stirbt,
hat in den Hoffenden schon begonnen, wie dein Apostel es kündet:

Ein Geheimnis verkünde ich euch !
Es wird die Posaune erschallen,
dann werden die Toten erstehen in Unverweslichkeit
und wir werden verwandelt werden.
Dies Verwesliche muß Unverweslichkeit anzieh'n
dies Sterbliche sich kleiden in Unsterblichkeit.

Gesät wird in Verweslichkeit,
auferweckt in Unverweslichkeit!
Gesät wird in Unansehnlichkeit,
auferweckt in Herrlichkeit!
Gesät wird in Schwachheit,
auferweckt in Kraft!
Gesät wird ein erdhafter Leib,
auferweckt ein geistiger Leib!

Wenn aber dies Verwesliche mit Unverweslichkeit,
dies Sterbliche mit Unsterblichkeit bekleidet ist,
dann findet das Wort der Schrift seine Erfüllung:

Der Tod ist verschlungen im Sieg !

T o d, wo ist dein Sieg ?
T o d, wo ist dein Stachel ?
D a n k sei G O T T,
der uns durch C h r i s t u s
den S i e g verlieh !

Herr, wenn deine Christen doch wüßten,
welch Umgestaltendes sich in ihnen ereignet,
wie würden sie stolzer und stärker stehen in dieser verwesenden,
todesverfallenen Welt.
Noch schlummert die Glut unter der Asche.
Doch einmal wird es sein - es ist in der Stunde des Sterbens -
da bricht es durch, da flammt es auf.
Das Alte vergeht in Asche.
Man legt es friedlich ins Grab.

Doch selbst aus den Gräbern der Christen dringt Licht.
Denn auch der Leib wird erstehen,
wenn Christus das All vollendet,
wie es dein Jünger Johannes geschaut:

"Dann sah ich einen neuen Himmel und eine neue Erde.
Der erste Himmel und die erste Erde sind dahin
und auch das Meer ist nicht mehr.
Darauf sah ich die Heilige Stadt, das neue Jerusalem
aus dem Himmel von GOTT herniedersteigen.
Schön wie eine Braut war sie,
die sich für den Bräutigam geschmückt hat.
Vom Throne her hörte ich eine laute Stimme sagen:
Siehe das Zelt GOTTes unter den Menschen !
Er wird bei ihnen wohnen.
Sie werden sein Volk sein und er, GOTT, wird bei ihnen sein!

Er wird jede Träne von ihren Augen wegwischen.
Kein Tod, keine Trauer, kein Schmerz,
keine Klage wird nimmermehr sein.
Denn was einst war, ist v e r g a n g e n."
Und der auf dem Throne saß, sprach:

"Siehe, ich mache alles neu !"

Quelle: Bruder Tod, ein vermessenes Gespräch, von DDr.Claus Schedl.

17.03.10

Bruder Tod

Ein vermessenes Gespräch. (2)

Tod, nichts kann uns halten, nichts kann uns tragen.
Kein Ding hat festen Stand.
Wesenlos sinken wir und stürzen unweigerlich
in deine auffangenden Arme, Tod ?
Oder sag' ich's vermessen heraus:
Auch du, Tod, deine Gestalt, ist ja nur ein Gespinst
des sich betrügenden Menschengeistes.
Am Ende ist doch das nüchterne Nichts.
Ist unser Sein nicht wie ein stillstehender Mittag des
heißen Südens. Man schließt die Tore.
Der Sklavin, die den Mühlstein gedreht,
ist in der Bewegung die Hand eingeschlafen.
Die Straßen der Stadt sind gestorben.
Über die Steppe schleppt sich die Heuschrecke.
Die Schlange platzt und wirft die Haut ab.
Das Seil am Schöpfrad des Lebensbrunnen reißt
und wir stürzen zur Tiefe, stürzen immerfort
und eiliger dem größeren Nichts entgegen.
Vergehendes, verinnendes Dasein!

. . . Eh' dem zerreißt das silberne Seil,
die goldene Schale springt,
der Krug an der Quelle zerscherbt,
in den Brunnen zertrümmert das Schöpfrad fällt
und der Staub zur Erde kehrt, so wie er war,
und der Odem zu GOTT kehrt, der ihn verlieh - - -

GOTT, nun fiel dein Name."Zu dir kehrt der Odem zurück!"
Wie konntest du uns so sinnlos schaffen,
oh GOTT! Verzeih' die vermessene Rede!
Aber ich will nicht ruhen und rasten,
bis Antwort mir werde.
Wie konntest du uns so sinnlos schaffen,
in die Nacht hinaus, ein Sein zum Tode,
eine matte Kerze, die im Sturme verlöscht,
ein Fraß den Würmer des Grabes!
Du Stümper GOTT, du kannst ja nicht sein!
Oder bist du auch nur ein Gespinst
des sich selbst betrügenden Menschengeistes,
ein verhüllender,
tröstlicher Name des Ni c h t s.

GOTT, soll ich nun stumm meinen Weg gehen,
erschlagen von deiner Größe?
Es ziemt ja dem Menschen nichts,
als in Asche und Staub zu verstummen vor dir.
Wenn du, ein großer GOTT, existierst,
der alles durchwaltet, erhält und erschafft,
dann weiß ich, das selbst der Tod nicht sinnlos ist vor dir.

Doch weil ich nun schon so vermessen bin,
so hör' noch dies neue vermessene Wort!

Warum erschufst du den Menschen zum T o d e?
Du kannst nicht der GOTT sein,
wie ihn die Christen verehren, ein GOTT der Liebe!
Du bist ein herzloser GOTT, der fühllos erwürgt und zertritt.
Ihr törichten Mütter, ihr glaubt,
ihr trüget das Leben im Schoß und traget den Tod.
Fürs Grab gebäret ihr all eure Kinder.
Oh gräßlicher Wahnsinn des Lebens!
Oh wahnsinniger GOTT, der solches erschuf!

Doch nein! nicht so!
Ich muß wieder zu deinem Buche greifen,
zu jenen ersten Seiten des Anfanges.
Die Quellen sind reiner, da sie der staubige Fuß
der Unzähligen noch nicht trübte.
Noch waren die Berge nicht und die Täler,
noch die Hügel und die Tiefen des Meeres.
Nur du warst da vor allem Anfang,
du allein, eines und alles!
Doch dann tratst du heraus aus dir, weil du gut warst,
und schufst einen Anfang und ein Ende,
einen Aufgang und einen Untergang.
Denn alles, was außer dir ist,
hat nun einen Morgen und einen Abend,
ein Geborgenwerden und Sterben.
Doch Qual war nicht in deiner Schöpfung.
Denn als du dein Werk vollendet,
da sahest du und es war s e h r g u t . . .

Gott! So hast du den Anfang gemacht. das große Beginnen
dieser Welt. Noch hat der Mensch nicht den Schritt getan,
jenen ersten, auf den die Mutter unfaßlich sich freut; noch
steht unberührt der Baum der Erkenntnis des Guten und
Bösen und der Baum des Lebens.

Alles, alles sollte des Menschen werden. Nicht das er stürbe,
erschufest du ihn, sondern das er Herrscher und König sei
deiner Schöpfung. Doch in deiner Vornehmheit, Oh GOTT,
wolltest du den Mensche nicht zwingen, deine Gaben auch
anzunehmen. Selbst in deinem Gutsein und Schenken bist
du unsagbar vornehm und läßt dem Menschen die Freiheit,
zu nehmen und abzuweisen. Oh dieses Freilassen GOTTes!
Wie schwer läßt die Mutter das Kind von sich gehen, weil
sie weiß, daß es jeden Tag ihr entwächst. Oh der Ehrfurcht
GOTTes vor dem Menschen und seines Vertauens auf ihn!

Darum schufst du den Menschen für die Entscheidung.
Für welche E n t s c h e i d u n g ?
Zwischen dir zu wählen und wem noch?
Hast du denn gar einen Gegner,
den man erwählen könnte und glücklich sein?
Du, der du alles bist?
Fällt der Mensch nicht in das N i c h t s,
wenn er dich nicht wählt?
Hinunter in wesenlosen T o d ?

Nicht Drohung ist es von dir, dass du den Tod als Wächter
zum Baum des Lebens stelltest: "An dem Tage du davon
ißest, bist du dem Tode verfallen!" - Es kann gar nicht
anders sein. Bei dir und deinem Willen ist Leben ohne Maß,
wider dich nur Tod.

Die ersten Menschen jedoch verstanden es nicht, wie
Kinder etwas nicht verstehen, wenn große Leute reden.
So gingen sie in den Tag und spielten im Garten der
Wonne und GOTT lustwandelte mit ihnen beim Hauche
des Windes am Mittag.

. . . Die Schlange jedoch war listiger als alle Tiere des Feldes
die GOTT der Herr gemacht hat . . .
. . . Denn Staub bist du und zum Staube kehrst du zurück!
{Hl. Schrift des Alten Bundes, Genesis 1.-3. Kapitel}

Tod, nun kenne ich dein Antlitz.
Oh weh' der zerbrochenenSchale!
Oh weh' des verlorenen Glücks!
Tod, du bist der Sünde verschwistert und dem Teufel!
Sünde, Tod und Teufel, du höllische Dreiheit.
Oh Gottlosigkeit des Menschen!

Tod, satanisch ist dein Antlitz!
Nicht Freund bist du den Menschen,
sondern ihr Neider und Hasser.
Nicht ruhst du, bist du alle mit deiner
knöchernen Faust in den Staub gedrückt.
"GOTT hat den Tod nicht gewollt,
sondern durch den Neid der Schlange
und der Sünde des Menschen kam er in die Welt."

Gott! ich beginne es zu erahnen
das sterbend es Licht werden kann.
Wir sind durch die Sünde von dir "weggestorben" Oh GOTT.
Könnt es nicht sein, dass wir,
GOTT, wieder zu dir heimsterben?

Quelle: Bruder Tod, ein vermessenes Gespräch.
Von DDr. Claus Schedl.

16.03.10

Bruder Tod

Ein vermessenes Gespräch. (1)

Tod, sein Antlitz sahen wir oft. Mit dem Schatten der
stählernen Vögel huschte auch dein unheimlicher Schatten
über die Dächer der großen Stadt. Er fraß sich durch bis
hinunter in die tiefsten Löcher der schützenden Erde. Dein
Siegesgeheul waren die stürzenden Häuser. Ein gräßliches
Grabmahl! Du fraßest an den Fronten das rote Blut der
Männer. Du saßest auf allen Stacheldrähten der eingezäunten
Lager. Du quältest in Folterkammern die wehrlosen Preis=
gegebenen. Selten nur war deine Hand mild und erlösend.

Tod, du allerwegen !
Tod, du immer da !
Tod, wer bist du ?

Es ist ja Vermessenheit, mit dir zu reden und dich zu fragen.
Doch halt inne, Tod ! Nur einwenig, bevor du auch mich
niedermähest wie das zahllose Gras der Wiese oder mich
fällst wie den Baum des Waldes.
Halt inne Tod und steh mirAntwort!

Einmal sprach einer Worte mit dir, so dass auch heute den
Menschen die Ohren noch gellen, wenn sie solch eine
Hiobskunde vernehmen. Du hast dem reichen Mann Job
aus dem Lande Hus alles genommen, Häuser und Herden,
Söhne und Töchter; hast seinen Leib mit Aussatz geschlagen.
Auf dem Dunghaufen war sein Platz. Doch er beugte sich
nicht vor dir. Er war kühn und vermessen, dir ins Antlitz
die Wahrheit zu sagen:

"Steht nicht in arger Fron der Mensch auf der Erde?
ist nicht sein Leben ein Taglöhnerlos?
Dem Sklaven gleich,
der nach Schatten lechzt,
dem Mietsknecht gleich,
der noch wartet des Lohnes?

So wurden zum Erbe mir Monde voll Weh;
Mein Teil waren Nächte und Mühsal.
Leg' ich zur Ruh' mich,
so denk' ich, wann darf ich wohl aufsteh'n?
Zieht dann die Nacht sich hin,
so wälz' ich mich ruhlos,
bis dämmert der Morgen.

Mein Leib ist gekleidet in Moder.
Einer lehmigen Kruste gleicht meine Haut . . .
Noch eine Weile: er löst sich auf. - -
Rascher als Weberschifflein
fliegen dahin meine Tage.
Ohn' Hoffen schwinden sie hin . . .

So will meinem Mund ich nicht wehren,
will sprechen in der Not meines Geistes,
will klagen in meiner Seele Bedrängnis !
Bin ich etwa das Meer oder ein Meerungeheuer,
dass du zum Wachsein mich zwingst? . . .
Ich schwinde dahin;
Ewig werd' ich nicht leben! -
Lass ab von mir!
meine Tage sind nur ein Hauch . . .

Was ist denn der Mensch,
dass du seiner so achtest
und auf ihn richtest dein Augenmerk?
Dass du ihn heimsuchst an jedem Morgen?
Dass du ihn prüfst jeden Augenblick?
Wie lange schon schaust du von mir nicht mehr weg?
Gönnst mir nicht Ruh',
nur den Speichel zu schlucken? . . .
Meine Tage sind hin . . .
Meine Pläne zerfetzt,
meines Herzens Wünsche . . .
Und machen sie die Nacht auch zum Tag,
ein mattes Licht in der Finsternis -
Die Unterwelt wird meine Wohnstatt doch!
Ins Dunkel breit ich mein Lager.
Zur Fäulnis sag ich: Mein Vater du!
Zum Moder: Meine Mutter, meine Schwesster!
Noch wo gibt's wirklich noch Hoffnung für mich?
Mein Glück, wer kann es noch sehen?
Zu des T o t e s r e i c h e s Toren steigen sie nieder . . .
Wenn vereint wir fahren zum Staube."

Tod ! Solltest du recht haben, dass wir Menschen nur sind deine
Taglöhner, deine Sklaven, auf die jeden Augenblick deine
schlagende Peitsche niedersaust? Bin ich wirklich ein Sklave-
Mensch, ein wehrlos Preisgegebener des Todes?

Wär es wirklich so Bestimmung für mich, dann würd' ich mich
fügen und die Stimme der Brust müßte schweigen. Doch nun
toben sie unablässig wider dich, grausiger Tod ! Es kann nicht
sein, dass ich dir verwandt bin, ein Sein zum Tode, mit dem Mal
des Nichts auf der Stirn! Wärst du ein Freund der Menschen,
dann wichen sie dir nicht aus. Doch sie können dir nimmer
entflieh'n. Überall findest du sie.

Von Jerusalem einer der weisesten Könige und Pediger zugleich,
der rechtete mit dir, Tod, und wollte dein Antlitz nimmermehr
sehn. er verbarg sich in Wissen und Weisheit. Doch in allen
Büchern traf ihn dein ernster, fragender Blick. So warf er die
Weisheit der Bücher denn weg und versucht es mit Liebe der
Frauen und Wein und Lust. Doch hinter Faschingsmasken
grinste dein hohler Mund.
Erschüttert rief er dann aus:
"Oh Eitelkeit der Eitelkeiten! Und alles ist Eitelkeit!"
Oh Tod, und überall Tod!
Hohl und leer und wesenlos sind alle Dinge der sterbenden Welt.


Quelle: Bruder Tod ein vermessenes Gespräch
von DDr. Cllaus Schedl